Wir alle klettern damit, clippen sie und vertrauen ihnen. Und dennoch wissen nur wenige von uns, wie man seine Expressen und Schlingen pflegt, wie viel sie aushalten und wann es Zeit ist, sie durch neue zu ersetzen.
Die Schlinge ist der schwächste Teil der Expresse in Bezug auf Haltbarkeit und Beständigkeit. Im Gegensatz zu Karabinern ist die Schlinge in Abhängigkeit vom Material, aus dem sie besteht, anfällig für Beschädigung durch UV-Strahlung, Chemikalien oder Blasenbildung. Und gerade um diese Materialien geht es uns heute – es besteht ein Unterschied zwischen Schlingen aus Polyamid (PA) und solchen aus Polyethylen, die auch Dyneema®-Schlingen genannt werden.
Sie unterscheiden sich nicht nur im Gewicht
Nur wenige können den Unterschied zufriedenstellend erklären. Dies wird durch eine Mini-Umfrage unter Kletterern und Verkäufern von Kletterausrüstung bestätigt. „Dyneema ist dünn. Man spart also Gewicht. Polyamid ist jedoch weniger witterungsempfindlich und hält länger“, erklärte der Verkäufer in einem Outdoor-Shop. Eine solche Antwort wird die meisten Laien zufriedenstellen. Sie klingt nämlich klar und logisch. Die Antwort ist auch nicht ganz falsch – Dyneema ist wirklich leicht. Aber sie ist auch nicht ganz richtig – Witterungsbeständigkeit ist nämlich ein sehr weit gefasster Begriff und man kann nicht einfach so sagen, dass Polyamid mehr aushält. Polyamid und Dyneema widerstehen verschiedenen Witterungseinflüssen auf unterschiedliche Weise, weshalb jedes dieser Materialien für bestimmte Kletterdisziplinen besser geeignet ist.
Polyamid- und Dyneema-Schlingen kannst du problemlos auf den ersten Blick voneinander unterscheiden. Wie bereits erwähnt, ist Dyneema das dünnere Material. Darüber hinaus ist es auch meistens weiß, da die Einfärbung der Polyethylenfaser sehr aufwendig ist (die farbigen Kanten und Stickereien sind meist aus PA). Schließlich ist die Dyneema-Oberfläche etwas glatter und rutschiger.
Beide Materialien haben ihre bedeutenden Vorteile, die sie für einen spezifischen Einsatz prädestinieren. Der Übersichtlichkeit halber stellen wir die Vorteile von Polyamid- und Dyneema-Schlingen in einer schönen Tabelle gegenüber:
PA-Schlinge | Dyneema® |
+ Elastizität der Fasern => höhere Dehnbarkeit des Riemens | + Hohe Festigkeit bei geringerer Breite => geringes Gewicht |
+ Höhere Zugfestigkeit | + Höhere Beständigkeit bei Belastung über Kanten hinweg |
+ PA-Schlingen eignen sich besser für die Knotenbindung | + Geringe Feuchtigkeitsaufnahme |
+ Eine breitere Schlinge hält besser in der Hand und schneidet nicht in die Handfläche ein |
+ Höhere Beständigkeit gegen mechanischen Verschleiß |
+ | + Höhere Beständigkeit gegen Sonnenstrahlung, Chemikalien und Mikroorganismen |
Jedes Set von Vorteilen geht in der Regel mit entsprechenden Nachteilen einher, die darauf verweisen, wozu sich PA- bzw. Dyneema-Schlingen und Expressen weniger eignen. Stellen wir die Nachteile wieder in einer Tabelle gegenüber:
PA-Schlinge | Dyneema® |
- Wasseraufnahme => Eine nasse Schlinge hat eine geringere Festigkeit | - Geringe Dehnbarkeit |
- Höheres Gewicht als eine Dyneema-Schlinge gleicher Länge | - Geringe Beständigkeit gegen thermische Beanspruchung |
- Geringere UV-Beständigkeit => Belassen Sie PA-Schlingen nicht monatelang in einer Route |
- nicht zur Knotenbindung geeignet – Knoten halten nicht, rutschen, lösen sich und verringern die Festigkeit erheblich |
- | - Schnellere Alterung |
Fürs Gebirge und fürs Onsight-Klettern
Was ergibt sich daraus? Alles in allem ergibt sich aus den Informationen in den Tabellen, dass Dyneema-Expressen besonders für Berge und lange Routen geeignet sind. Sie sind ideale Begleiter beim schnellen Alpinklettern, da sie leicht und mechanisch belastbar sind. Sie kommen besser mit höherer Luftfeuchtigkeit zurecht, die ein unerwartetes Berggewitter wie durch Zauberhand mitbringen kann.
Dyneema-Expressen eignen sich auch gut fürs Onsight-Klettern, wenn du alles Material für die Route am Sitzgurt anclipst. Leichte Expressen bedeuten weniger Gewicht, und weniger Gewicht kann in einem spannenden Onsight-Wettkampf einer der Schlüsselfaktoren für den Erfolg sein.
Wenn du eine Route trainierst
Expressen mit Polyamid-Schlingen sind dagegen die besten Freunde von Sportkletterern. Ihre Dehnbarkeit hilft dabei, Stürze zu mildern, die höhere Zugfestigkeit verlängert ihre Lebensdauer, und nicht zuletzt kannst du dich an einer breiteren PA-Expresse besser hochziehen, wenn dir die Kräfte ausgehen. Dies passiert einfach, wenn man mit maximalem Einsatz klettert. Wer sich beim Durchklettern einer schwierigen Route noch nie an einer Expresse hochgezogen hat, sollte einen Karabiner werfen.
Das höhere Gewicht von PA-Expressen beim Klettern schwerer Routen, bei denen das Sicherungsmaterial bereits an den Haken bereitsteht, spielt keine Rolle. Es wird jedoch nicht empfohlen, PA-Expressen für längere Zeit in den Routen hängen zu lassen. UV-Strahlung ist nämlich genau der Teil der „Witterungseinflüsse“, dem Polyamid nicht perfekt widersteht.
Die einfache Gleichung „Dyneema in die Berge und PA auf Sportrouten“ kann nicht auf die Schlingen selbst angewendet werden. Knoten lassen sich nämlich besser mit Polyamid binden, weshalb du eine Schlinge aus diesem Material auf vielfältige Weise sowohl zur Sicherung von Gebirgsrouten als auch zur Sicherung von Meisterwegen im Sandstein verwenden kannst.
Eine PA-Schlinge kannst du auch dann verwenden, wenn du dir eine Selbstsicherungsschlinge herstellst. Die Gründe sind immer dieselben – höhere Zugfestigkeit, höhere Dehnbarkeit. Dyneema-Schlingen halten den Kletterer beim Abseilen natürlich auch, aber man sollte auf keinen Fall damit stürzen. Nun ja, wer ist schon jemals in eine Selbstsicherungsschlinge gesprungen? Dient sie doch dazu, sich hineinzusetzen.
Eine nützliche Regel
Es ist das Fundament der Fundamente, aber manchmal sieht man Dinge an den Wänden und an den Felsen ... Es schadet also nicht, es zu wiederholen. Die "Metall + Schlinge" -Regel solltest du dir gut einprägen und immer befolgen. Egal, ob du einen Stand baust, dich an einem festen Punkt am Felsen sicherst oder eine Sicherung legst, darfst du niemals zwei textile Elemente miteinander verbinden, ohne einen Karabiner zwischen ihnen zu platzieren. Textil auf Textil führt nämlich gefährlich leicht zum Schmelzen oder Durchscheuern. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Polyamid oder Dyneema handelt. Kurz gesagt, in jeder Sicherungskette müssen sich Metallelemente regelmäßig mit textilen Elementen abwechseln. Okay, Metall darf an Metall anknüpfen. Aber Textil niemals an Textil.
Ein paar knifflige Fragen
An die Schlingen knüpfen sich (haha) viele andere Dilemmata und Fragen. Wenn du sicher sein möchtest, dass du weißt, was du tust, solltest du in der Lage sein, sie basierend auf deinem Wissen richtig zu beantworten. Wir haben sie in Form eines kleinen Quiz zusammengestellt. Die Antworten findest du unten. Die kniffligen Fragen sind folgende:
1. Was genau drückt der Sturzfaktor aus?
2. Warum reduzieren Knoten die Tragfähigkeit von Schlingen?
3. Stimmt es, dass, wenn du in eine Selbstsicherungsschlinge aus statischem Schlingenmaterial stürzt, diese reißen kann? Wie groß muss die Fallenergie sein, damit dies passiert?
4. Wie ist es möglich, dass eine Schlinge aus PA oder Dyneema nicht reißt, wenn du eine Sling daraus machst und dann in diese fällst?
5. Nach wie langer Zeit sollten Expressen mit Dyneema- und PA-Schlingen präventiv ausgetauscht werden?
Korrekte Antworten:
1. Der Sturzfaktor "f" ist eine dimensionslose Größe, die das Verhältnis zwischen der Fallhöhe H und der Länge des ausgegebenen Seils angibt – der Länge des Seils, das die Fallenergie L aufnimmt. Es gilt, dass: f = H/L. Es wird empfohlen, das Material nach einem schweren Sturz auszurangieren. Ein schwerer Sturz ist ein Sturz mit einem Sturzfaktor größer als 1. Aber es kommt auch sehr auf die Sicherungsmethode an. Die Belastung des Klettermaterials ist unterschiedlich, wenn der Sicherer "hart" und wenn er "dynamisch" sichert. Eine angemessene dynamische Sicherung ist natürlich schonender für den Kletterer und das Material.
2. Wenn ein Knoten gebunden wird, entstehen scharfe Biegungen und Reibflächen, die dazu führen, dass sich die einzelnen Fasern gegenseitig beschädigen. Die Schlingenfestigkeit nimmt je nach Knotentyp um 30 - 80 % ab. Deshalb solltest du nur so viele Knoten binden, wie du wirklich brauchst.
3. Eine Selbstsicherungsschlinge aus Schlingenmaterial ist nicht dazu bestimmt, den Sturz eines Kletterers aufzufangen. Wenn es dennoch passiert, sind Dyneema-Schlingen ab einer bestimmten Länge gefährlich. Dies liegt daran, dass Dyneema eine sehr geringe Dehnbarkeit aufweist (ca. 4 %). Die Polyamid-Schlinge hat eine Dehnbarkeit von ca. 25 % und ist daher in der Lage, größere Fangstoßkräfte aufzunehmen.
4. Dies liegt daran, dass die Fangstoßkraft des Sturzes vom dynamischen Seil, vom Gurt und vom Körper des Kletterers absorbiert wird. Slings aus Schlingenmaterial sind daher sicher.
5. Die maximale Nutzungsdauer aller Schlingen bei optimaler Lagerung und gelegentlicher Verwendung beträgt 10 Jahre. Abhängig vom Zustand der Schlinge und ihrer Nutzungsgeschichte kann es jedoch erforderlich sein, sie sofort auszurangieren. Dies gilt z. B. nach dem Auffangen eines sehr schweren Sturzes oder bei sichtbarer Beschädigung. Insbesondere die folgenden Faktoren verkürzen die Lebensdauer von Schlingen: Tägliche Verwendung, Beschädigung einzelner Teile, Kontakt mit Chemikalien, Exposition gegenüber hohen Temperaturen, langfristige Exposition gegenüber UV-Strahlung, Abrieb, Schnitte, übermäßige Belastung, Feuchtigkeit, Frost, Schmutz und schlechte Pflege. Bei Zweifeln an der Zuverlässigkeit und Sicherheit der Schlingen ist es ratsam, diese auszurangieren oder sich an den Hersteller zu wenden. Detaillierte Informationen findest du in den Anleitungen, die du beim Kauf neuer Schlingen oder Expressen erhältst.
Lies die Anweisungen, denk logisch und kletter sicher. Schönen Sommer!